Elfertreff - Das 911 & Porsche Forum

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Käptn Haddock 23.11.2012 12:49

Fahrwerksbuchsen
 
Moin allerseits,

wie kann man eigentlich feststellen, ob die Fahrwerksbuchsen noch gut sind oder erneuert werden müssen?

Ich hab' gerade die Räder alle abmontiert zu halbjährlichen Radkasteninspektion und Radwechsel. Es ist alles fest und solide, und beim Fahren merke ich nichts, dass mag allerdings an mir liegen.

Welche Buchsen verschleissen eigentlich so als erste? Die Stabibuchsen? Vorn, hinten?

Ich denke, ich werde mal die Spurstangen ersetzen. Traggelenke und Radlager sind noch ok, welche Teile die für die Fahrwerkseinstellung relevant sind, sollte man noch checken?

Gruß - Christoph

Flojo 23.11.2012 13:30

Auf Deine Frage kann man eigentlich nur antworten:
- alles lassen, wenn keine offensichtlicher Befund (*)
oder
- alles machen, wenn mans neu/Sicherheit haben will.

(gerissene Traggelenkmanschette, gerissene Stabigummis, undirekte Lenkung, Geräusche...)

Fakt ist, dass alles gleichermaßen verschleißt, entweder mechanisch (Quetsch-/Dreh-/Walkbewegungen) und/oder auch weil die Weichmacher flöten gehen.

Nur soviel Vorweg: alleine der Tausch der Spurstangen auf "Turbo" war ein grandioser Effekt!

Und soooo schwierig ist das nicht (1= easy, 5 heftig)

1) Stabigummis, Koppelstangen (VA & HA)
2) Dann die Traggelenke vorne.
2) die Domlager auf PU-Buchsen tauschen.
3) Dann Eingelenk-Turbo-Spurstangen, allerdings Achsvermesung nötig!

Und dann wirds aufwändig, aber perfekt für die Winterzeit bei aufgebocktem Wagen:

4.1) Drehstabbuchsen Dreieckslenker(**) (muss komplett raus, Bremse, Spurstange und Dämpferbein bleibt drin)

4.2) Am aufwändigsten ist der Tausch der Achsschwerter bzw. deren Buchsentausch(*), da das beim Ausbau schonmal zickt und trotz gewissenhafter positionsmerkung eine Achsvermessung empfehlenswert ist.

5) Buchse Achsschwinge HA (muss zum Einpressen der beiden Hälften, hoher Aufwand, weil Abbau Antriebswelle, Bremse)

(*ab Werk sind die zwar aufvulkanisiert, aber auch bei Porsche behilft man sich im Reparaturfall mit diesen Buchsen: 90133319500 , die dann mit einem Spezialkleber aufgesteckt werden)

(** die Dreieckslenkerbuchsen einzubauen ist so ne Sache: am besten in kochwasser temperieren/geschmeidig machen und mit vaseline dünn anschmieren und ggf. mit Stempelpresse gleichmäßig einsetzen)

Domlagerbuchsen:
http://www.ebay.de/itm/261123531471?...84.m1438.l2649

Achsschwertbuchsen:
http://www.ebay.de/itm/281025511131?...84.m1438.l2649

oder Achsschwert neu:
http://www.ebay.de/itm/APA-Achsschwe...item56445ed714

Koppelstangen (ab imho `76)
http://www.ebay.de/itm/Stabilisatora...item2576e0e184

Turbospurstangen:
http://www.ebay.de/itm/APA-Spurstang...item3f1f3f8293

Stabigummis HA (achtung ob 18 oder 20mm!)
http://www.ebay.de/itm/APA-Stabilisa...item3f1d00f825

Stabigummis VA (achtung ob 16,18 oder 20mm!)
http://www.ebay.de/itm/APA-Stabilisa...item3f1e0c9afc

Buchse Achsschwinge HA
http://www.ebay.de/itm/Lager-Buchsen...item2576e0e189

911-Carrera 23.11.2012 13:41

@Flojo:

Wahnsinn.... !!! Einfach top der Mann :rolleyes::smile:

Flojo 23.11.2012 13:47

zuviel des Lobes, aber ich sag' mal so: ich lerne schnell, auch aktuell am "lebenden Objekt" und das Meiste ist logisch oder für alle Autos gleich, so kann ich viel aus meiner Mercedeszeit ableiten (fachlich/handwerklich). :smile:

Allerdings leugne ich meinen Porsche-Leidensweg nicht, der im PFF nachzulesen ist (Account stammt aus der 924-Zeit 2005)

Käptn Haddock 23.11.2012 16:41

Vielen Dank für die ausführlich Hilfe!

Werde mir die angesprochenen Teile am WE mal genau unter die Lupe nehmen, und ja, Turbo Spurstangen, die meinte ich.

Danke nochmal und schönes WE - Christoph

Einstieg 26.11.2012 18:42

911
 
Zitat:

Zitat von Käptn Haddock (Beitrag 171841)
Vielen Dank für die ausführlich Hilfe!

Werde mir die angesprochenen Teile am WE mal genau unter die Lupe nehmen, und ja, Turbo Spurstangen, die meinte ich.

Danke nochmal und schönes WE - Christoph

Hallo Christoph,
wenn die Dir die hervorragende Darstellung von Flo zu umfangreich ist, mein PZ hat mit kostenlos einen Fahrwerkstest gemacht.
Ich war erstaunt, das die Werte nach 33 Jahren noch alle über 83% lagen.
Mit luftgekühlten Grüßen aus dem Bergischen Land
Bernd

Elferfreund 26.11.2012 19:25

Hallo Bernd, wie und womit läuft so ein Test denn ab?


Gruß
Achim

Alex123456 26.11.2012 20:42

Zitat:

Zitat von Käptn Haddock (Beitrag 171836)
wie kann man eigentlich feststellen, ob die Fahrwerksbuchsen noch gut sind oder erneuert werden müssen?

Das ist bei den Gummibuchsen der Achsschwerter einfach. Man schaut sich die Lagerstelle (Drehpunkt) von außen an. Wenn das im Spalt zu sehende Gummi Ringförmig gleichmäßig dick um die Drehstabfederkappe sitzt, dann ist alles ok. Ist der Spalt oben kleiner und unten größer (exzentrisch) sind die Gummis hinüber.
Wichtig: Fahrzeug muss dafür auf den Rädern stehen.

Grüße
Alexander

Einstieg 26.11.2012 21:03

Zitat:

Zitat von Elferfreund (Beitrag 171928)
Hallo Bernd, wie und womit läuft so ein Test denn ab?


Gruß
Achim

Hallo Achim,
stell Dir das ganze wie einen kombinierten Bremsenprüfstand mit Stoßdämpfertest und Rüttelplatte vor.
Du bekommst keine detaillierten Angaben über einzelne Gummilager aber für für mich zählte auch nur das Gesamtergebnis.
Ganz klar ist eine Rundumerneuerung die perfekte Lösung, aber auch die teuerste.
Mit luftgekühlten Grüßen aus dem Bergischen Land
Bernd

Flojo 27.11.2012 00:11

Hier mal ein inneres Achsschwergummi, das fratze ist.
Von außen an sich nicht zu sehen, aber im Stand des Wagens, der rechts herunterhing, als wäre sonstwas gebrochen, war der klare Bedarfshinweis ;-)


Käptn Haddock 10.02.2013 15:21

Nun, nachdem ich (fast) alles auseinander habe, wäre festzustellen, dass die Fahrwerksbuchsen eigentlich alle angegriffen sind. Insbesondere die Lagerungbuchsen für die Schwerter und die Buchsen zur Lagerung der Drehstäbe der VA sind deutlich verschlissen. Die Stabi-Buchsen sind noch ganz akzeptabel, wahrscheinlich sind sie, weil leicht zugänglich, früher schon mal gewechselt worden.

Fazit: Wenn Euer 911'er 200 tausend auf der Uhr hat, so ist ein Austauch der Gummibuchsen allemal überfällig, nach dem Verschleißbild und meiner Einschätzung sollten die Buchsen nach spätestens 100 tausend genau inspiziert oder gleich gewechselt werden, zumal mein Porschi wohl nie besonders wild herangenommen wurde.

Zwei kleine Probleme hab' ich noch:
1. Für die Buchsen der Schräglenker hab' ich mir ein Werkzeug gebaut (22'er Ringschlüssel mit Kröpfung ohne Steigung). Die Mutter ist schwer zugänglich und mit 250 Nm festgezogen (mittlerweile braucht man bestimmt 500 zum Lösen). Irgendwann in den nächsten paar Tagen, wenn ich mich mal für unbesiegbar halte, werde ich die wohl herausreißen.
2. Diese seltsame Mutter unter den Traggelenken der Vorderradaufhängung geht absolut nicht los (obwohl ich das Spezialwerkzeug mit viel guten Worten aus einer Autowerkstatt geliehen hatte). Losschlagen mit einem (stumpfen) Meißel klappt auch nicht. Nun hatte ich hier irgendwo gelesen, die Mutter könnte man ohnehin nur mit der Flex knacken. Das geht aber gar nicht, ohne den Unterlenker zu beschädigen! Gibt es bitte noch einen Tipp dazu?

Danke! Gruß - Christoph

Chris1963 12.02.2013 19:17

Losschlagen mit einem (stumpfen) Meißel klappt auch nicht. Nun hatte ich hier irgendwo gelesen, die Mutter könnte man ohnehin nur mit der Flex knacken. Das geht aber gar nicht, ohne den Unterlenker zu beschädigen! Gibt es bitte noch einen Tipp dazu?

Danke! Gruß - Christoph[/quote]

Hallo Christoph,

Mit der Flex würde ich nicht unbedingt rangehen. Wenn du wirklich schneiden musst dann leihe dir einen Fein Multimaster aus mit dem kannst du kontrollierter schneiden weil er nur Vibrationen erzeugt. Weiters ist das Anwärmen immer wieder ein gutes Mittel um Muttern zu lösen. Ich habe aber auch schon mit der Bohrmaschine die Mutter angebohrt und dann mit einem Dorn oder Durchschlag die Mutter aufgeschlagen.

Ich glaube, dass jedes Mittel besser als die Flex ist weil du wie du ja selber schreibst die Gefahr gross ist irgendwo reinzuschneiden.

Ich wünsche dir viel Erfolg beim Lösen der Mutter.

LG Christian

Käptn Haddock 18.02.2013 13:08

Die Mutter unten am Traggelenk lässt sich folgendermaßen lösen:

Senkrecht von unten durchbohren. Es ist ja keine richtige Mutter, eher so ein Rohrstück mit Innengewinde. Selbst als die eine Seite der Mutter aufgebohrt war, hat sie noch unglaublich viel Widerstand geleistet. Ich denke daher mal auf andere Art und Weise (also im Guten) geht es gar nicht.

Die Schräglenkerbefestigung am Hinterachsrohr hab' ich auch aufgekriegt, aber meine Güte, das hat Knöf gekostet. Schrauben unterm Auto ist wie Muckibude; ist eben n' Sportwagen.

Gruß - Christoph

Alex123456 18.02.2013 22:46

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Hi,

alles stümperhaft. Da muss man sich das passende Werkzeug (Foto) bauen und dann geht das auch. Das zu sehende Rohr war ca. 1,5 m lang und hat sich gut gebogen. Vorher ne Nacht Kriechöl einwirken lassen. Gibt nen Mordsschlag, wenn sich das Ding löst. Der Trick dabei ist, das in montiertem Zustand zu machen und das Fahrzeuggewicht als Anpresskraft der Mutter auf das Werkzeug nutzen.

Anbei auch noch die Werkzeugzkizze. Da muss dann noch entweder gleich eine Nuss aus dem Ratschenkasten oder eine 22er (o.ä.) Mutter aufgeschweißt werden.

Grüße
Alexander

Käptn Haddock 19.02.2013 11:56

Danke für die Blumen. Ich bin bekennender Stümper.

Stümperlösung: 10 min bohren und abkloppen (pro Seite)
Schlaumeierlösung: 1/2 Tag Werkzeug bauen und 10 min reißen.

Gruß - Christoph


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