Thema: US Modelle
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Alt 04.08.2010, 18:47
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Hi Dirk, Jan, Ulli, Raimund, ...

nachdem ich in den Staaten lebe, versuch' ich mal meine $.02 dazuzugeben:

Porsche hat hier in den Staaten ein wenig anderes 'Standing' als in Deutschland. Ja, es ist chic einen zu fahren, aber auch immens teuer. Versicherung ist astronomisch, Werkstaetten sind rar und die Wartung ist mies. Viele US Besitzer sind ihre eigenen Mechaniker, wenn es um die allgemeine Wartung (Service) geht.

Warum sind Gebrauchte billiger? Die Dinger werden nach den Jahren einfach suendhaft teuer in Reparaturen und Unterhalt. Viele Privatbesitzer verlieren ihre Lust, geben auf und verkaufen diese Dinger 'fuer'n Apfel und Ei' (eng. for a song) fier europaeische Verhaeltnisse. Viele dieser Privatbesitzer sind reich und der Platz in der Garage ist mehr wert als der Wert des Wagens


Zueneachst mal der Service:
US Motorenoel ist 'shit', period. Viele Hersteller (wie Quaker, ...) enthalten Weichmacher (was im Wesentlichen Wachs ist), um den Motoren einen 'weichen' Klang zugeben. Diese Zusaetze verbrennen schlecht und hinterlassen einen schwarzen Schleim im Sumpf. Auch setzen diese Weichmacher den Flammenpunkt (flash point) herunter. Ohne ins Detail zu gehen, das bedeutet dass dein Oel verbrennt und damit die Schierung aussetzt.
Hier gibt es tausende von 'Durchfahr Servicestellen' (Jiffy Lube, Express Lube) die einen schnellen Oelwechsel (unter 30 Minuten) versprechen. Fuer etwa $29.95 bekommst du hier deinen Oelwechsel UND eine 120 Punkte Inspektion (ich darf hier mal laut lachen und dann in Traenen ausbrechen). Die Inspektion ist in Wirklichkeit, dass dein Auto gestaubsaugt wird und die Scheiben gewaschen werden. "What do you want??? It's a Porsche! We don't need to look after, it's German engineering! Lasts f.o.r.e.v.e.r!"
Viele US Besitzer lieben diese Annehmlichkeit und lassen diese Bozos ihre Autos servicen.
Vergiss Servicehefte in den Staaten. Niemand (wenn er nicht Deutschstaemmig ist) fuehrt eins, hat eins oder will eins haben. Das meiste was US Besitzer kapieren, ist: Sprit nachfuellen und Oelwechsel (nach 3000 Meilen oder wenn das Wapperl' sagt). Der Wagen kommt nur in die Werkstatt wenn wirklich was kaputt ist. Und ich meine kaputt - die Bremsen sind runter bis zum Traeger, Auspuff faellt raus, ...
Nicht unbedingt dass ich sagen will alle machen das, aber die meisten ...


Werkstaetten:
Es gibt in den Staaten keine 'geregelte' Ausbildung. Jeder, der einen Schraubenschluessel hochhalten kann, ist Mechaniker. Natuerlich gibt es Porsche Center (sehr rar, aber moeglich), die suendhaft teuer sind. Keiner, der ein aelteres Fahrzeug hat (+10 Jahre) wird jemals sein Auto zu diesem Center bringen.
Ein Blick in die Garage des Vorbesitzers erzaehlt Baende: Welches Oel, Werkzeuge, ... Hat ein Vorbesitzer verstanden, was er wirklich gefahren hat, dann hast du gewonnen!

Korrosion:
Die 'car states' in den Staaten sind: Kalifornien, Arizona, Nevada, Neu Mexiko (in dieser Reihenfolge) wenn es um 'Schatzsuche' geht. Das heisst aber auch, dass diese Staaten wissen, was ihre Fahrzeuge wert sind UND ziemlich abgegrast werden. Nicht das du nichts finden kannst, du musst halt nur lange und gut suchen. Und wenn du etwas findest, schnell handeln.

Streusalz wird in einigen Staaten verwendet. Auch Autos, die nahe dem Pazifik (oder Atlantik) geparkt wurden (auch innerhalb Garagen) haben Korrosion.

Aftermarket - Smogtest
In den meisten US Staaten gibt es keinen TUV (DEKRA). Die DMV (Department of Vehicle) der einzelnen Staaten bestimmt, was du mit deinem Auto tun kannst (oder auch nicht). Auch haben nicht alle Staaten einen sog. Smogtest (Abgastest). Einige Staaten haben einen, aber nicht flaechendenkend ... was bedeutet, dass einige Autos fuer Leistung umgeruestet sind, aber nicht unbedingt legal sind. Kein Highway Patrol Officer schaut unter die Haube, was da laeuft. Ich wuerde mal sagen, keiner versteht, was los ist ... It's a Porsche, it's supposed to do that ...


Well, ich koennte hier Buecher schreiben (meine Finger sind aber schon jetzt wund), ABER ...

Du kannst hier wundervolle Schnaeppchen finden. Es braucht halt ein wenig Zeit und Verstaendnis. Auch sollest du deine Erwartungen nach unten schrauben (umso mehr bis du ueberrascht, wenn du ein besseres Auto erhaelts). Porsche Haendler haben ungefaehr $8000 - $10.000 Aufschlag auf ihre angebotenen Wagen. Auch die US-Garantie, die dir versprochen wird, ist nichts wert in Europa.

Hier ist mein simpler Ratschlag:

Wenn du dir einen Wagen in den Staaten kaufst, dann sollest du den Differenzbetrag zwischen US Markt und EU Markt einfach als 'Kriegskasse' bereit haben. Wenn sich herausstellt, dein importierter Porsche is ok - YEAH; wenn nicht, hast du immer noch ein paar Reserven, um es richtig zu machen

Unterm Strich: Wenn es nur um die Karosserie geht, USA ist dein Markt. Wenn es um 'schoene' Autos geht, dann ist die USA dein Markt. Du must eventuell halt Abstriche am Motor (und anderen Verschleissteilen) hinnehmen. Das bedeutet nicht unbedingt die Welt, du musst halt nur deine Erwartungen entsprechend abstimmen.
Natuerlich gibts da mehr, und mehr, und mehr zu erzaehlen ...

Cheerio

William
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If you can't fix it with a hammer, it might be an electrical problem!
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