Zum Thema "Ärger mit Geschäftspartnern" könnten wir einen eigenen Thread aufmachen -mein letzter hat jedenfalls nach zwei Jahren überflüssiger Gerichtstermine und zwei verschlissenen Anwälten mir einen dicken Porsche geschenkt aber das ist eine andere Geschichte...
Mein erster Porsche war ein 912er in dark-burgundy und den hab ich nur gekauft weil meine damalige Freundin "Izi" und heutiges Teammitglied bei O´Friends einen haben wollte. Wir hatten zwar ein klassisches Cabrio - einen 504 Peugeot Pininfarina V6 und einen Jaguar MK-2 aber ich wollte noch einen Triumph TR-3 oder TR-4. Verschiedene Modelle haben wir probegefahren, aber irgendwie waren ihr die Kisten zu hart, zu laut, zu nahe am Boden und die Schaltung zu schwergängig.
"Ich will einen 911er.." sagte sie entschlossen und liess mich mit diesem Wunsch alleine - "...einen viperngrünen oder einen kanariengelben - hauptsache nicht rot - und keine schwulen Faltenbälge an der Seite, die mag ich auch net..." Also Madam will ein F-Modell was ihren guten Geschmack als Art-Direktor gerecht wird - keine Frage.
O.k. Meine Triumphpläne wurden zurückgestellt - ich bin ja noch jung ;-)
Wo findet man ein bezahlbares solides F-Modell, diese Frage stellen sich vermutlich viele hier und nach einigen Besichtigungsterminen stand fest - für mein Budget gab es nur ranzige Kisten und darauf hatte ich noch nie Lust.
Meine Eltern hatten sich zwischenzeitlich ein Ferienhaus in Sarasota, Florida gekauft - ein herrliches Investment mit zwei Garagen für Fullsize cars also nutzte ich meinen Urlaub dort und graste Florida nach einem rostfreien Exemplar ab. 912er gibt es USa noch einige, aber die waren auch nicht rostfreier als die 911er aber dafür meist ein gutes Stück preiswerter.
Mit Modem und Notebook suchte ich den Bundesstaat ab und irgend ein Nachbar erzählte mir dann das in der Sarasota Herald Tribune ein 912er unter den normalen Kfz´s angeboten steht. Der 912er war nach seiner ersten Auskunft rund 25 Jahre in einer Hand - davon aber rund 10 Jahre in Alaska und auf Hawaii in Storage-Häusern gelagert.
Irgendwann musste er weg und der Verkäufer hatte ihn für seine Tochter vor einem Jahr gekauft. Die kam aber mit dem Getriebe und Handling überhaupt nicht zurecht, da sollte er weg.
Der Besichtigungstermin war nur 10 Minuten von unserem Haus entfernt - also ein Heimspiel für amerikanische Entferungen - ich bin sicher 1000meilen durch Florida gedengelt. Rostlauben hatte ich genug gesehen aber vielleicht hab ich ja mal Glück, dachte ich.
Naja, ihr könnt es glauben oder nicht, aber ich spüre es nach 15 Jahren Oldtimerei im Magen - auf eine Entfernung von 5 meter - ob ein Wagen solide ist oder nicht - natürlich robbte ich zusätzlich unter den Wagen und der äussere Anschein - originaler matter Lack - ein 68er...trügte nicht. Um den Tank herum war ein Blech verrostet und in der berühmt berüchtigten Ecke beim Einstieg gammelte es auch etwas - Bremsen nicht wirklich leichtgängig - die Amis wechseln vielleicht Öl aber - Bremsflüssigkeit? - war doch immer genug drin ;-))Die Chromfelgen hatten sich gegen die erhöhte Wärmeentwicklung der Bremsanlage bereits mit ablösendem Chrom gewehrt - aber es war noch tragbar.
Eine Nacht drüber geschlafen - etwas am Preis gedrückt und ich war Besitzer eines dunkelroten Porsches. In Amerika gibt es ja nur 100 Dollar noten - ein dickes Bündel davon hab ich jedenfalls bezahlt. Ich sollte ja auf keinen Fall einen roten kaufen und dunkelrot ist nicht rot. Meine Freundin hat mir das Dunkelrot später verziehen und der Wagen hies "Barney.
Per Internet und UPS bestellte ich auf der anderen Seite von Amerika eine neue Auspuffanlage von Sebring, sündteure Bremssättel, Scheiben, Beläge und Klötze - wenn schon Porsche, dann aber auch Porsche-Bremsen. 2000 Dollar später war ich im Besitz dieser teuren Teile sowie eines Reparaturblechs das ich sauber einschweissen liess. Bremssättel hinten hab ich selbst überholt, dabei hab ich allerdings mehr als einmal geflucht weil die Kolben ihre Postion nicht wirklich verlassen wollten.
Zwei Wochen später war der Wagen fahrbereit und meine Freundin kam zu Besuch. Den 912er hatte ich mit einer himmelblauen Persenning abgedeckt - unter der auch schon der Gelbe von Charlotte geschlafen hat - es war einer der schönsten Momente in meinen Leben als ich den Neuerwerb präsentieren konnte - den matten Lack hatte ich mit Wasser und einem 2000er Schleifpapier abgezogen und danach ca. 15mal poliert. Der Wagen glänzte danach wie eine Speckschwarte und in den tiefen des Lacks konnte man die feinen Risse von Floridas Sonne erkennen. Patina eines Klassikers so wie sie sein sollte !!!
Izi war zufrieden und ich war glücklich.
Jetzt hatten wir nur noch ein Problem - der Wagen war am falschen Ort und in der Garage konnte ich ihn nicht stehenlassen. Also brachten wir den Wagen auf eigener Achse nach Jacksonville - vorher demontierte ich alle Schriftzüge und Chromteile - weil die ja nicht unbedingt verloren gehen sollten.
Auf der Fahrt nach Jacksonville dann ein Schock - plötzlich knatterte der Motor und ich dachte mir - Shit - Motorschaden und das auf halber Strecke. Knatternd haben wir den Wagen dann verladen und ich suchte zurück in Deutschland schon mal nach einem Ersatzmotor.
Von Bremerhaven nach München sind rund 900KM die hat er trotz heftigem Krach abgespult - und der Fachmann stellte später nur fest das ich die Auspuffdichtung wohl nicht nachgezogen hatte - Till wird jetzt lächeln - sowas passiert halt. Bekommt eine Dichtung so nahe beim Motor Luft - verbrennt sie einfach und dann wird es ziemlich laut- daher das knattern was sich von einem Lagerschadengeräusch nicht wirklich unterschied.
4 Jahre und 15tsd KM später - einige Touren durch die Dolomiten - habe ich den 912er mit einem überholten Getriebe nach Wien verkauft - der Typ hat das Auto als erstes lackieren lassen - so ein Schnarchpipi - der originale Lack hatte so eine schöne Patina - aber man kann nicht immer erwarten das ein Käufer das tut was angemessen und stilvoll ist. Die wundervollen Cibies hat er mir auch gegen Preisnachlass dagelassen und die sind inzwischen als Deckenlampen im Wohnzimmer installiert.
Soweit die Geschichte meines ersten Porsches und jetzt muss ich mal bei
www.elferhelfer.de schaun, der hat noch Bilder online.
Der 912er ist meiner Meinung nach ein Geheimtip um preiswert ein F-Modell zu fahren, mit Webervergasern und Big-Bore Kit ist mir jedenfalls kein früher 911T davon gefahren. Die Gewichtsverteilung ist ideal um schnell aus Kurven zu kommen ohne das das Heck gleich überholen will.
Leider habe ich keinen 912er mehr in meiner Sammlung - aber beim Schreiben dieses Artikels hab ich die Geschichte nochmal durchleben dürfen...
Aus dem Ölsumpf
GT