Hallo,
das leidige Thema der Zylinderkopfbolzen im 911-Motor teilt sich in zwei Probleme, die letzlich dann doch u.U. gemeinsam wirksam sind:
1. ein Korrosionsproblem,
2. ein Temperaturproblem.
zu 1.:
Bei stark vorgespannten Teilen wie bei Dehnschrauben ist die Oberflächengüte im Dehnbereich von erheblicher Wichtigkeit. Die Verletzung der polierten Oberfläche am Bolzenschaft durch Kerben oder Korrosion hat eine erhöte Kerbwirkung an diesen Stellen zur Folge (Oberflächenrißkorrosion). Dies kann an den hoch vorgespannten Bolzen zum Bruch führen. Gegen Korrosion hat man bei Porsche eine Menge gemacht. Es gab sogar eine "vergoldete" Ausführung oder Ausführungen mit diversen Beschichtungen wie z.B.mit Epoxy und anderen Mitteln, um Korrosion zu vermeiden und das thermische Verhalten zu verbessern.
zu 2.:
Stahl hat einen geringeren Ausdehnungskoeffizient als Aluminium. Die mit den Bolzen verspannten Aluteile wie Zylinder und Zylinderkopf werden wesentlich früher warm, wie die die z.T. im Kühlluftstrom liegenden Zylinderkopfbolzen mit geringerer Ausdehnung. Zu der im Normalbetrieb erforderlichen Spannkaft der Bolzen (infolge Zünddruck usw.) kommen also vorübergehende oder dauernde thermische Zusatzkäfte hinzu. Das führte u.U. zum Ausreißen der Bolzen, besonders aus den sowiso nicht so festen Magnesiumgehäusen der 2,4 und 2,7 Liter-Motoren, aber auch aus ihren Nachfolgern aus Aluminium !!!. Repariert wird dies mit Helicoil - Gewindeeinsätzen oder mit selbst schneidenden Insert-Buchsen (besser wenn genug Materialdicke vorhanden ist). Diese Reparatur ist absolut legal und wenn fachmännisch gemacht auch o.k.
Heute verwendet Porsche Divilar-Bolzen die etwa den gleichen Ausdehnungskoeffizient haben wie Aluminium, sodaß die Beanspruchung der Bolzen und der Gewinde im Kurbelgehäuse durch zusätzliche thermische Einflüsse aus o.g. Gründen wesentlich geringer ist. Ratsam ist natürlich in solchen Fällen alle 24 Bolzen auszuwechseln.
Gruß Eberhard
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