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Alt 29.12.2003, 09:54
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@ Manfred

Recht hast Du! Und das ist m.E. auch eines der großen Probleme des "Standorts Deutschland". Wir haben nahezu keine Manager mehr, sondern nur noch "Gewinn-Optimierer". Der klassische Unternehmer, der mit eigenem Herz und Vermögen am Unternehmen hing, ist ausgestorben. Einer der letzten mir bekannten ist z.B. Ph. Rosenthal (Porzellan).

Deutschland hat Manager wie WW, Schumacher (Infineon), Esser (Ex-D2), Mehdorn (Bahn) und viele weitere. Nicht wenige davon sind nach dem Peterprinzip zu ihrem Job gekommen (Mehdorn z.B. hat bei Heidelberger kaum etwas falsch machen können, weil Heidelberger nun mal weltweit die besten Druckmaschinen baut, als Bahnchef hat er mehr als kläglich versagt).

Ein Problem ist, daß Fehlverhalten und Versagen völlig ohne Konsequenzen bleiben, Abgänge werden mit teilweise gigantischen Abfindungen versüßt (z.B.: Ron Sommer, nachdem er u.a. in seiner Gigantomanie durch Zukäufe maroder und perseptivloser Gesellschaften Millionen Kleinanleger Euro's "verbrannt"
hat). Eine kurze Zeit im Off, und schon haben diese Leute einen neuen Chefsessel, wo sie neues Unheil anrichten können.

Ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung: Camel. Der Niedergang der Marke in D geht alleine auf das Konto des damaligen Vorstandschefs. Wer (berechtigte, sachliche) Kritik an offensichtlichen Fehlentscheidungen übte, wurde entlassen. 1990 hatte Camel einen Marktanteil von ca 3,5%, 2000 noch einen von ca 1%, von den über 400 (1990) Mitarbeitern in Vertrieb, Marketing, Verwaltung haben noch rund 60 überlebt. Der Vorstandschef geniesst seinen Ruhestand mit monatlichen Camel-Bezügen in Höhe von 30.000 Euro...

Leider ist kaum Aussicht auf Besserung. Entsprechend der Weisheit "first people hire first people, second people hire third people" hat fähiger Nachwuchs keine Chance. Die wirklich guten wandern ins Ausland ab.

Ärgerlicherweise ist diese Gefahr schon in den frühen 80ern erkannt worden. Leute wie Haffner ("Die sieben Todsünden der AEG" als das Traditionsunternehmen zusammenbrach) oder Ogger ("Nieten in Nadelstreifen") oder Scheuch (Prof an der Kölner Uni) haben die Schwachstellen schon vor über 25 Jahren aufgedeckt.

Natürlich hat WW aus einer durch Managementfehler (ich erinnere an den Milliardenbverbrenner Bohn: viertüriger Elfer...) fast maroden Sportwagenschmiede ein hochprofitables Unternehmen gemacht, nur, um welchen Preis. Und mit welchen langfristigen Perspektiven?

Ein Thema, über das sich abend(e)füllend diskutieren liesse, wobei man auf der Suche nach Ursachen und Lösungen schnell auf eine philosophische Ebene gelangt und Begriffe wie Werte, Ethik, Moral oder Wachstum kritisch beleuchten wird...

Gruß
Wolfgang

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Gruß
Wolfgang
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