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Alt 03.02.2005, 22:03
Waffel Winnie
 
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@Steffen
Hmmm, ich geb jetzt mal wieder meine Erfahrungen wieder, die diesmal nicht im Elferbereich zu suchen sind. Andern wärs vielleicht peinlich, sowas zu schreiben, mir is aber ziemlich egal was andere von mir denken:

Ich war von Okt. 02 bis Apr 03 arbeitslos Wer sich erinnern kann, war damals die wirschaftliche Lage noch schlechter und man sah wirklich kein Land mehr.

Tja, erschwerend kommt hinzu, daß ich vollkommen in der falschen Branche arbeite. Ich bin nämlich Bauingenieur arbeite also in einer Branche, die schlechter nicht sein kann. Darüber hinaus habe ich im Jahr 2000 in die IT-Branche gewechselt und als Produktmanager für Bau-Software gearbeitet. Also das war doppelt schlimm: Bauingenieure habens sowieso sauschwer einen Job zu bekommen, und das besonders, wenn man eine branchenfremde Lücke im lebenslauf hat. Ein Job in der Bau-IT-Branche zu bekommen war unmöglich, da stellt bis heute jeder aus. Ein kleiner Lichtblick war aber immer, daß ich viel Berufserfahrung im Bau-Projektmanagement habe, was noch als bester Zweig des Bauingenieurwesens gilt.

OK, als ich Arbeitslos wurde, hab ich erst mal gar kein Land gesehen. Im Arbeitsamt hatte man mir tatsächlich folgendes ins Gesicht gesagt:
"Sorry, aber Sie sind in der derzeitigen Lage nicht im Arbeitsmarkt vermittelbar. Sie müssen eine Menge Geduld mitbringen."
Das war natürlich für jemanden, der studiert hat und auch schon einige Jahre Berufserfahrung hatte, ein ziemlich harter Satz. Im Nachhinein bezeichnend für unser s.heiss Bürokraten-Arbeitsamt.

Aber egal was einem andere für Quatsch erzählen. Ich hab mich munter drauf losbeworben. War natürlich nicht einfach. Auf ausgeschriebene Stellen haben sich 200 Leute beworben.... Da ist es dann schon ein Erfolg, wenn man ne Einladung zum Vorstellungsgespräch hat.

Ok lange Rede kurzer Sinn. Ich hab ja trotzdem, daß ich nicht vermittelbar war, wieder einen Job gefunden und da sogar die Probezeit überlebt.

Also nicht pessimistisch sein. Wenn Du zu skeptisch bist, dann klappts auch nicht. OK, es gibt immer Tage, da ist man frustriert, weil man ja arbeiten will und nicht kann.

Und zum Thema Elfer:
Ich hab 2 von den Dingern und ein paar andere Autos auch... Ich war auch immer nah dran, da jetzt "zur Sicherheit" mal was zu verkaufen.
GOTT SEI DANK HABE ICH ES NICHT GETAN!!

Für Außenstehende war das völlig unbegreiflich, wie man 2 Elfer, einen A3 TDi, einen 300CE und einen 280GE haben kann, wenn man Arbeitslos ist. Alle sind übrigens voll angemeldet.
Für mich persönlich war das absolut die richtige Entscheidung, alles zu behalten. In der Zeit war ich super abgelenkt, ich hab mal hier rumgeschraubt, mal da, hab mal da ne Ausfahrt gemacht, usw usf.
Sowas wie ne Depri-Phase konnte ich aus Zeitmangel gar nicht entwickeln

und das hat sich einfach auch gut auf mich selber ausgewirkt, auf meine optimistische und positive Ausstrahung, so daß ich ab April wieder als Bauingenieur arbeite und einen Job bekommen habe, wo sich 200 Leute beworben haben.

Die Zeit hatte i.Ü. was sehr Gutes für mich:
Ich weiss es wieder mehr zu schätzen, wenn man Arbeiten darf, und ich bin deutlich sparsamer geworden. Ich brauche deutlich weniger Geld wie vor meiner Arbeitslosigkeit. Deswegen ist es auch nicht schlimm, daß ich auch deutlich weniger verdiene wie vorher.

Was ich sagen will:
Trenn Dich nicht in schlechten Phasen von Sachen, die Dir lieb sind, sonst gehts Dir erst Recht schlecht und das wiederrum wirkt sich auf Dich selber aus. Wenn Dein Gegenüber im Vorstellungsgespräch merkt, daß es Dir schlecht geht, dann geht sowieso nix. Durchforste erst Deinen Lebenswandel nach Dingen, die entbehrlicher sind. Und nutz die Zeit, Dich selber weiterzuentwickeln. Wenn es wieder aufwärts geht, und Du hast den Porsche verchekt, dann ärgerst Du Dich dumm und dämlich, evtl das ganze Leben lang.

Also ich bin der Meinung, man sollte seinen Porsche erst dann verkaufen, WENN ES WIRKLICH NICHT MEHR ANDERS GEHT! Erst dann kannst Du später auch zu Dir selber sagen: war einfach nicht anders möglich.

Und denk dran:
Wenn man vor einer Wand steht, dann sollte man links oder rechts weitergehen.

In diesem Sinne
Winnie
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