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Alt 21.03.2002, 12:13
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Olaf964 Olaf964 ist offline
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Beitrag Ferdinand Piech: Auto.Biographie

Hallo Zusammen,
die Auto.Biographie ist wirklich locker geschrieben: Viele Anekdoten aus der Familie Porsche sehr kurzweilig und hochinteressant.

Kleine Leseprobe:


<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:<HR>
..Für die Ferien bekam ich einen Porsche 356 Speedster, das ,war das wunderbare Auto mit der niederen Frontscheibe und den Steckfenstern. Meiner hatte einen 1600er-Motor, war rot mit beigem Verdeck und hatte Zentralverschlüsse in verchromten Felgen. Der Speedster war strikt nur für die Ferien und musste abgegeben werden, wenn die Schule losging. Zur Matura durfte ich mir einen 356er wünschen, daraus wurde ein graues Super-90-Coupe mit den ersten Michelin X, mit KoniDampfern und höchst negativem Sturz auf der Pendel-Hinterachse. Es war das einzige Auto in meinem Leben, das ich vollkaskoversichern ließ, das hat sich wenigstens ausgezahlt.

Ich griff den Streckenrekord meiner Mutter zwischen Salzburg und Wörthersee an, und am Pass Lueg war alles zu Ende. Bei leichtem Regen sah ich noch die schmierige Spur aus einer Sandgrube heraus, aber auf einer Rekordfahrt willst du halt nicht gleich nachlassen...

...und beim Stöbern auf dem Dachboden fand ich einen Fuhrmann-Motor, die berühmte Viernockenwellenmaschine.

Die Maschine, die meinem älteren Bruder Ernst gehörte, war kaputt. In den letzten drei Monaten meines Praktikums zerlegte ich den Motor, stattete ihn mit neuen Teilen aus und brachte ihn wieder zum Laufen. Der Motor hatte noch original die schlackernden Zündverteiler an den Nockenwellen; die baute ich um für den V-Antrieb an der Kurbelwelle. Auf einem Bohrwerk habe ich das Kurbelgehäuse bearbeitet, alles auf den letzten technischen Stand gebracht, einen eigenen Prüfstand als Lehrlaufbock zusammengeschraubt und den Motor laufen lassen. Ohne Ansaugfilter und mit Sebring-Auspuff brachte er infernalische 135 PS, mehr als die vergleichbare Werksversion. Die vier Auspuff rohre gingen auf ein Rohr zusammen, was uns Reklamationen aus dreieinhalb Kilometern Entfernung jenseits der Salzach einbrachte. Der Schall flog über den Fluss hinüber und wurde bei einem bestimmten Bauernhof so unerträglich laut, dass wir die Polizei am Hals hatten.

Passend zum Motor kaufte ich von dem Versicherungsgeld für den zerstörten Super 90 einen Carrera-Bergrennwagen, schneeweiß, innen schwarz, mit Leichtbauteilen, dazu einen Hundertlitertank, bei dem der Einfüllstutzen durch die Fronthaube ging.
Zum Scheibenhochziehen gab's Lederriemen. In diesen Werkswagen baute ich dann den renovierten Fuhrmannmotor ein, nachdem man mir in Stuttgart die Verdichtung heruntergenommen hatte, weil ich ja an der Tankstelle kein Flug- oder Rennbenzin hätte kaufen können. 11,5:1 mit Doppelzündung, das ging dann gerade.

Das Auto hatte die kurze Bergübersetzung und war daher trotz der fehlenden Heizung ideal für ein Studium in der Schweiz, Die An- und Abreisen war jeweils etwas kompliziert, weil ich versuchen musste, die Dörfer möglichst mit Schwung und ausgeschalteter Zündung zu durchfahren, denn ansonsten wären quasi die Fenster aus den Häusern rausgefallen. Auch der Kurzstreckenverkehr war nicht ganz problemlos, und im ersten Semester kam ich manchmal zu spät zur ETH. Wenn der Wagen nicht auf Anhieb ansprang, mussten die acht Kerzen gewechselt werden. Mit dem Freibrennen von Benzin und Öl auf der Herdplatte dauerte das Kerzenwechseln drei Stunden.
[/quote]

Junge Junge, zur Matura einen 1600er 356 und 1959 mit einem Carrera-Bergrennwagen mit Fuhrmannmotor zum Studium....
Das wäre Heute in etwa ein Carrera 4S zum Abi und mit dem Carrera GT zur Uni

Das Buch ist erschienen bei Hoffmann und Campe.
ISBN 3-455-09336-1

Gruß
Olaf
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