Steuer-Paradies [Wendelin Wiedeking]
Bernd Ostmann überPorsche Lenker Wendelin Wiedeking, den anhaltendenErfolgskurs von Porsche, das Aufrüsten der Grossen im Sportwagen_segment und das Fehlen von Porsche im Top-Motorsport.
Wendelin Wiedeking gibt sich selbstbewusst, lässt sich als Sanierer feiern, der Porsche aus der Krise zum proftabelsten Autobauer der Welt gesteuert hat.
Er verkauft heute vier Mal so viele Autos wie einst, er hat den Gewinn verfünffacht und den Börsenwert des kleinen Unternehmens um das 25-fache gesteigert.
Jetzt wird Porsche neue Rekordzahlen verkünden: über acht Milliarden Mark Umsatz, über 50 000 produzuierte Sportwagen und ein Ertrag vor Steuern von über 900 Millionen Mark.
Aber damit nicht genug. In Leipzig soll ab 2002 der zusammen mit Volkswagen entwickelte Geländewagen Cayenne enstehen. In Leipzig will Wiedeking künftig nicht allein jährlich 25000 sportliche Porsche_Offroader bauen. In der Nähe ensteht eine Teststrecke, die sich auch zur Rennstrecke modifizieren lässt.
Mit der kleinen Sportwagenfirma hat Wiedeking noch grosse Pläne. Der Geländewagen ist noch nicht auf der Streasse, da grübelt er bereits über einer vierten Baureihe und denkt an Stückzahlen von 100 000 Einheiten.
Wiedeking ist nicht nur bekannt für seine grossen Pläne, sondern auch für seine grossen Worte."Ein Unternehme, der Denkanstösse geben will,der muss Flagge zeigen." Und das tut er vehement. Während die Grossen sich in Fusionen üben, erfährt man vom Porsche-Mann:"Wenn man den falschen Fisch schluckt, kann man gewaltige Verdaungsprobleme bekommen." Wo die Grossen gern die eine oder andere Million an Subwentionen entgegennehmen, wettert Wiedeking gegen die Wettbewerbsverzerrung durch di Geldspritzen aus den Europa-Kassen.
Der Porsche-Chef wirbtfür die Steuerreform, und er weigert sich, Quartalsberichte abzugeben. Wiedeking:"So lenkt man kein Unternehmen, sondern man bemüht sich um die langfristigen Perspektiven." Der Starrsinn des Lenkers hat Folgen. Porsche wird wohl in dieser Woche aus dem Börsenindex MDax fliegen.
Aber das Erfolgsmodell zeigt auch Schwächen. Nahezu die Hälfte aller Porsche-Modelle wird in Amerika und Kanada verkauft. Schwächeln Dollar und US-Markt, schliddert Porsche in Probleme. Die Porsche_Ikone. der Elfer, ist viel zu nah am preiswerten Boxster positioniert. Nicht ohne Grund wurde der Elfer jetzt überarbeitet. Er bekommt nicht nur die Turboscheinwerfer, sondern auch mehr Leistung und ein agileres Fahrverhalten. Dadurch soll nicht allein die Distanz zum Boxster vergrössert werden, mit diesen Massnahmen will sich Porsche auch die Konkurenz vom Leib halten.
Denn nichts ist mehr heilig. Der Primus kann sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen.
Jetzt greifen die Grosskonzerne die kleine, feine Sportwagenmanufaktur an. Mercedes präsentiert mit dem neuen SL nicht allein einen optisch gelungenen Roadster, der sich binnen 16 Sekunden zu einem wetterfesten Coupè verschliesst, Mercedes fährt dabei auch Techniken wie aktives Fahrwerk oder elektro-hydraulische Bremsanlage auf, die sich die kleine Sportwagenfirma nie allein leisten kann. Und nicht nur Mercedes, auch bei BMW wird aufgerüstet. Dort plant man ein Coupè, das einmal als Anlehnung an die Formel 1-Siege einen V-Zehnzylindermotor tragen wird.
Das Erfolgsrezept des profitabelsten Autobauers liegt nicht zuletzt auch in den Sporterfolgen der vergangenen Jahrzehnte begründet. Wiedeking hat alles richtig gemacht. Und wenn er glaubt, dass die Formel 1 eine gigantische, Geld verschlingende Marketingveranstaltung von Grosskonzernen geworden ist, dann mag er Recht haben.
Wenn er aber auch glaubt, dass es für Porsche ausreicht, Markenpokalerennen zu veranstalten, wärend sich die Grossen vor Millionen-Publikum messen, dann dürfte der grosse Statege zu kurz denken.
****Diesem Artikel, kann man meiner Meinung nach voll und ganz zustimmen. Insbesondere den beiden letzteren Absätzen; "wie aus der tiefsten Überzeugung gesprochen". Die Thematik, hatte ich ja auch schon hier im Forum vor einiger Zeit angesprochen.****
Grüsse Thomas
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