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Alt 29.07.2006, 15:20
AndreasB AndreasB ist offline
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AndreasB
Idee Klima im 3.2er

Endlich habe ich mich aufgerafft und meine Erfahrungen mit der Klimaanlage im 911 C1 zusammengefasst. Eventuell hilft es ja ein paar von euch weiter. Die folgenden technischen Beschreibungen basieren auf der Klimaanlage meines 86er Coupé.

Technischer Aufbau

Die Klima im C1 ist relativ wild über das gesamte Fahrzeug verteilt. Hier die Hauptkomponenten:
  • Klimakompressor im Motorraum, per Keilriemen über eine Magnetkupplung angetrieben
  • Kondensator I unter die Motorhaube montiert
  • Kondensator II vorne, links unter der Stoßstange mit Lüftermotor
  • Trockner im linken Radhaus
  • Verdampfer mit Gebläse in der sog. "Schmugglerbox" im Kofferraum

Sonstige Komponenten:
  • Bedieneinheit in der Mittelkonsole mit Thermostat (linker Regler) und Gebläseschalter (rechter Regler)
  • Relais im Sicherungskasten (für Kondensator-Lüfter)
  • Relais in der Schmugglerbox (Arbeitsrelais für gesamtes System)
  • Bimetallschalter (im Ansaugtrakt, Fußraum Beifahrer, unter Holzplatte)

Allgemeines

Bei fortschreitender Klimaerwärmung und Jahrhundertsommern wächst beim einen oder anderen die Begehrlichkeit einer Klimaanlage im geliebten 911 C1. Speziell im Coupé und wenn wie bei mir noch ein Kleinkind mit an Bord ist, ist eine Klima zu empfehlen.
Die Nachrüstung ist schwierig und teuer, daher lieber gleich ein Model mit serienmäßig verbauter Klima suchen. Viele Angebote mit Klima findet man allerdings nicht. Wenn man sich nun für ein Model mit Klima entscheidet, sollte man folgendes bedenken:
  • Die Klima im C1 ist eine reine Umluftanlage, d.h. die Luft wird aus dem Fußraum des Beifahrers angesaugt, gekühlt und dann wieder über die Lüftungsöffnungen im Cockpit in den Innenraum geblasen. Dies bedeutet allerdings auch im Umkehrschluß, daß das normale Gebläse nur die Lüftungsöffnungen im Fußraum und an der Frontscheibe mit Frischluft versorgt. Ohne funktionierendes Klimagebläse gibt es kaum mehr als ein laues Lüftchen im Innenraum! Wenn also eine Klima verbaut ist, kommt man kaum umher sie instandzusetzen. Ausser man ist exterm hitzeresistent oder fährt nur mit offenem Fenster und Schiebedach.
  • Die Instandsetzung einer Klimaanlage kann ein paar Hundert aber auch schnell bis zu Tausend Euros kosten
  • Eine schon auf R134 umgerüstete Anlage deutet auf gute Wartung hin und erhöht die Chance, daß die Klima noch funktioniert. Viele Anlagen laufen noch mit R12, oder sind seit Jahren trocken gelaufen. Das macht die Dichtungen spröde und auch der (ansonsten robuste) Kompressor leidet oder geht kaputt.

Funktionsprüfung und Fehlersuche

  1. Klimagebläse
    Zündung ein, Klimagebläse einschalten (Mittelkonsole, rechter Regler). Das Gebläse sollte sich in drei Stufen schalten lassen und auf höchster Stufe auch ordendlich Luft durch die Öffnungen links, rechts sowie in der Mitte des Cockpits pusten. Tut sich nichts, gibt es folgende Gründe:
    • Falls der Wagen mit elektrisch verstellbarem Fahrerseitz ausgestattet ist, und auch der keinen Mucks mache, kann auch nur eine durchgebrannte Sicherung das Problem sein. Klima und Sitz liegen sinnigerweise auf der selben Sicherung. Oft sitzt der Lüftermotor auch fest und zieht daher einen großen Strom und eine neue Sicherung ist sofort wieder durchgebrannt.
    • Das Relais in der Schmugglerbox sollte überprüft werden. Ist das kaputt geht gar nix.
    • Der Gebläseschalter selbst kommt ebenfalls in Frage und sollte getestet werden.
    • Bimetallschalter im Fußraum. Wenn die Wickelwiderstände kaputt sind, geht das Gebläse nicht. Bei kaputten oder verbogenen Bimetallstreifen läuft das Gebläse immer volle Pulle.
    • Falls es dann doch der Lüftermotor ist: Den Elektromotor bekommt man neu für ca. 140€ (ohne Lüfterrad). Der Aus- und Einbau erfordert allerdings etwas Fingerspitzengefühl, da es in der Schmugglerbox ziemlich eng zu geht. Neben zwei geschraubten Halterungen aus Metall müssen auch die Klammern entfernt werden. Diese halten den Deckel auf dem Verdampferkasten. Hier muß man aufpassen, daß diese nicht in die Schmugglerbox fallen. Ich habe sie einfach mit Blumendraht gesichert. Achtung beim Abnehmen des Deckels: Den Temperaturfühler (flüssigkeitsgefülltes Röhrchen) nicht beschädigen!
  2. Kompressor/Magnetkupplung/Kondensator-Lüfter
    Zündung ein, Klima ausschalten (beide Regler nach links drehen). Die Magnetkupplung am Kompressor sollte frei sein und man kann den Kompressor per Hand drehen. Bei nicht befüllter Anlage geht das leicht aber man spürt einen kleinen Widerstand. Bei befüllter, aber kalter Anlage geht das schwerer.
    Nun Klima einschalten: Bei laufendem Klimagebläse, den Thermostat (linker Regler) auf Maximum drehen. Die Magnetkupplung sollte anziehen. Ein Drehen von Hand ist nicht mehr möglich. Außerdem sollte unüberhörbar der Lüfter über dem vorderen Kondensator laufen. Der Lüfter läuft sehr schnell und macht entsprechenden Lärm.
    Den Thermostat kann man eigentlich nur bei funktionierender Klima testen, da er schon bei normaler Außentemeratur und auf Minimumstellung schaltet. An der Magnetkupplung sollten 12V anliegen. Ist das der Fall ist der Thermostat zumindest nicht unterbrochen. Bei angelegter Spannung an der Magnetkupplung muß diese anziehen, sonst ist sie kaputt.
    Ein neuer Kompressor incl. Magnetkupplung kostet schnell 1000 €. Ob es die Magnetkupplung einzeln gibt weiß ich nicht. Den Lüfter für den vorderen Kondensator gibt es komplett für unglaubliche 300 €. Wer allerdings etwas Geduld mitbringt finden den einzelnen Bosch Elektromotor auch auf eBay für ca. 50 €. Die Montage des Lüfterrads ist allerdings eine Herausforderung. Schnell geht das Lüfterrad kaputt, oder bekommt eine Unwucht. Die Lüftereinheit lässt sich vom Kofferraum aus relativ einfach Ausbauen, aber auch hier gehts sehr eng zu. Warnung: Ohne funktionierenden Kondensatorlüfter darf man die Klima nicht betreiben. Sonst droht Überhitzung des Systems!

Umrüstung auf R134/Befüllung

Für die folgenden Schritte kommt man um eine Fachwerkstatt nicht herum. Ob eine Klima schon auf R134 Kühlmittel umgerüstet ist, erkennt man normalerweise an:
  • den großen Ventilen am Kompressor (die alten haben die Größe von Reifenventilen)
  • einem Aufkleber im Motorraum

Die Umrüstung kostet ca. 350 € (neue Ventile, Öl und Trockner)

Vor dem Befüllen kommt der spannende Vakuumtest. Das System wird evakuiert und muß das Vakuum eine bestimmte Zeit halten. Dann folgt das Befüllen mit R134. Das Kühlmittel enthält auch ein Kontrastmittel welches im UV Licht sichtbar ist. Das hilft bei der Lecksuche falls das System undicht ist.
Laut meines Mechanikers sind selten die Leitung undicht. Kompressor, Kondensator oder Verdampfer sind da schon eher das Problem und auch entsprechend teuer. Kondensator und Verdampfer kann man auch reparieren (löten). Ich habe aber keine Erfahrung damit.

Endlich kalte Luft!


Ist alles gut gegangen, wird man mit kalter Luft belohnt. Im Vergleich zu Klimaanlagen in modernen Fahrzeugen, hat das 20 Jahre alte System im 3.2er allerdings ein paar Schwächen
  • meine Klima schafft es die angesaugte Luft um ca. 15 Grad abzukühlen. Das klingt gut, allerdings wird es im Sommer schnell mal über 40 Grad heiß im Auto. An normalen Sommertagen, wenn das Auto vor Fahrtantritt im Schatten stand, schafft meine Klima eine Austrittstemperatur von ca. 12 Grad (originaler Kompressor). Bei Hitzetagen wie in den letzten Wochen und längerer, schneller Autobahnfahrt steigt die Austrittstemperatur langsam auf 19 Grad. Immernoch besser als keine Klima
  • Die Klima lässt sich nur ganz ausschalten, wenn man das Klimagebläse ausschaltet. Bei eingeschaltetem Gebläse läuft die Klima im Sommer immer wieder mal mit - selbst wenn der Thermostat auf Minimum steht
  • An das Luftvolumen welches moderne Klimaanlagen umwälzen kommt die Klima im 3.2er nicht heran. Dazu ist das einzelne Gebläse zu schwach. Daher tut sie sich auch schwer ein schon sehr aufgeheiztes Fahrzeug herunterzukühlen.

Soviel zu dem Thema
Gruß
Andreas
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