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Alt 02.02.2008, 10:52
Rüdiger Rüdiger ist offline
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Rüdiger befindet sich auf einem aufstrebenden Ast
Hoi alle,

hier mein kleiner Beitrag zur "Restauration" dieses Fahrzeugs:

Wir hatten von Monkele den Auftrag, die Innenausstattung "in Ordnung" zu bringen. Keine so grosse Aktion, das Fahrzeug wäre ja frisch restauriert.........
OK, die beiden Vordersitze waren teilweise provisorisch bezogen, was tun? Erstmal Sitze ausgebaut, dabei festgestellt, dass sich die Sitze schlecht verstellen lassen, beim Beifahrersitz war die Lehne schief drangebaut und liess sich nicht bewegen. Beifahrersitz zerlegt und in Ordnung gebracht. Dazu musste am Gestell geschweisst werden. Hatte mich schon gewundert, dass man bei einem restaurierten Fahrzeug Sitze wieder einbaut, die nicht funktionieren. Aber OK, kann ja mal passieren.....
Die Laufschienen waren zusammen mit den Sitzkonsolen und dem Innenboden mit "Bauernblind" imprägniert worden. Laufschienen gereinigt, Sitzkonsolen gereinigt, entrostet und lackiert. Dann wollte ich den Boden im Bereich um die Konsolen rum auch reinigen und versuchte, den Teppich auszubauen......... dieser Teppich wurde scheinbar direkt nach der Bodenbeschichtung wieder ins Auto eingebaut und somit vollflächig verklebt. Um die sonst guten Fussmatten zu retten, haben wir dann den Noppenbelag der Rückseite erneuert. Im gleichen Zug wurden dann noch die Verkleidungen der A- und B- Säulen erneuert, weil da auch alles in Fetzen hing. Die restlichen Teppichstücke haben wir gerettet, die bekamen teilweise neue Keder und wurden neu verklebt. Was mich wunderte war, dass man bei einem 911 nach dem Lackieren, bevor die Frontscheibe reinkommt, nicht die Frontscheibenverkleidung erneuert, sondern nur mit Kunstlederstücken repariert. Die Scheibe wurde nach dem Lackieren wieder eingesetzt mit dem alten, rissigen Scheibengummi, den wir natürlich dann auch ersetzt haben.
Beim Zerlegen des Innenraums fielen mir Blechschrauben auf, die ca. 5cm in den Innenraum ragten. Damit waren die Lokari- Radkästen mit verschraubt.....
Zu diesem Zeitpunkt hab ich dem Monkele schon mehrfach gesagt, dass das Auto so schlecht gemacht wäre, dass es kaum zu glauben war. Logisch, dass er mir nicht glaubte, das Auto wäre doch grad frisch restauriert .....
OK, weitermachen. Beim Betrachten des Targadachs ist uns dann schlecht geworden. Alle Plastikteile geschmolzen, was ist denn das? Monkele angerufen, ja der Wagen hat mal gebrannt im hinteren Bereich, wäre aber alles repariert worden...... Targadach komplett zerlegt, viele Ersatzteile bestellt, mit einem guten Targadach eine Lehre gebaut, um das Ding wieder zusammen zu bringen. Mal schauen, obs klappt..... Wahrscheinlich macht das nur Sinn direkt auf dem Auto, damit es auch wieder richtig passt.....
Heckscheibe ausgebaut, weil die Chromleisten auf der Karosserie kaum noch Chrom drauf hatten und der Gummi rissig war. Beim Wiedereinbau festgestellt, dass die Alu- Zierleisten im Dichtgummi vor dem Lackieren mit dem Rutscher bearbeitet worden waren, also auch völlig zerkratzt waren. Wenn ich mir so bildlich vorstelle, dass jemand beim Vorbereiten der Lackierung erstmal die Heckscheibe drinlässt und dann mit dem Schwingschleifer soweit hoch fährt, dass er über den Gummi schleift und dabei die Alu- Leisen gleich mitschleift.......... unglaublich.
Die Türtaschen waren mit langen Blechschrauben direkt an die Türe geschraubt, natürlich dann nicht mehr beweglich wie orginal. Ausserdem waren Löcher reingeschnitten und Lautsprecher eingebaut worden. OK, auch Renovierung der Taschen angesagt.
Als die Türverkleidungen ab waren, sah man in der Fahrertüre diese kleinen Würstchen vom Spachtel. Dachte immer, das wären Nieten für ein "Reparaturblech".
Hab mich auch gewundert über die schlechte Einstellung der Türscheiben. Naja, kein Wunder, dass die Scheibe zu weit nach oben gefahren werden könnte, war ja ne Türe ausm Coupe. Also Anschlag nachgerüstet....
Zum Lackieren waren die Türscheiben nicht draussen gewesen. Sonst wäre dem Restaurator aufgefallen, dass die äusseren Dichtfilze nur noch in Fragmenten vorhanden war. Oben auf der Türe unter der Chromleiste war ein Riss, also schweissen an der neu lackierten Türe. Die Chromleiste übrigens war mangels Clips mit Silikon befestigt......
Mit Schwamm zum Kühlen und Schweissgerät gings dann dran. Dann bissle blaumetallic angemischt und mit der kleinen Pistole nachlackiert, so gut es eben ging.
Dann Türscheiben ausgebaut, um alle Dichtungen zu erneuern. Dabei haben wir gesehen, dass der Blechrand an der Aussenhaut abgerostet war. Monkele benachrichtigt: "das kann nicht sein, weitermachen......"
Irgendwann mal, beim Rangieren das Fahrzeugs, hab ich vergessen, die Zündung abzustellen. Kurz drauf lief der Sprit aus dem Auspuff an den Boden. Naja, Vergaser zerlegt mit Verdacht, dass ein Schwimmer hängt. Die kleine Überraschung war, der Schwimmer lag unten in der Schwimmerkammer, die Schrauben hatten sich gelöst und lagen auch untendrin. Vielleicht oder sogar wahrscheinlich war das der Auslöser für den vorangegangenen Brand. Aber hat halt keiner nach der Ursache gesucht, so wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die Kiste wieder gebrannt hätte...... ich kann es immer noch nicht glauben.....
Hauben- und Türdichtungen werden normalerweise mit Terokal- Karosseriekleber eingeklebt. Der alte Gummi mit dem alten Kleber muss natürlich vorher entfernt werden. Hätte man dem Restaurator vielleicht vorher verraten sollen. Die alten Klebereste waren noch drin, die alten Dichtungen wurden wieder eingeklebt, diesmal mit Silikon. Naja, so hatten die Türen auch wieder richtig Spannung beim Schliessen......

Aber irgendwann hat Monkele mir geglaubt........

Gruss Rüdiger
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