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Alt 25.08.2005, 04:35
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umn
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Also, zunaechst einmal muss ich vorausschicken, dass diese Fragen eingentlich ein Schmierstoffingenieur beantworten muesste. Sollte hier einer mitlesen, lasse ich mich gern korrigieren.

Die wesentlichen Fragen scheinen zu sein:
1) Haben mineralische Oele weniger Additive als synthetische?
2) Hat ein 15W-50 weniger Additive als ein 10W-60?
3) Warum sind synthetische (oder teilsynthetische) Oele kritisch fuer Dichtungen?

Ad 1): Kann man so nicht sagen. Das gute alte Shell Rotella hat gut ueber 20(vol)% Additive, Mobil 0W-40 hat ungefaehr 12%. Die ganz alten mineralischen Einbereichsoele aus den 60er Jahren hatten so 5% .
Grundsaetzlich sind Additivpakete recht teuer. Wenn ich nun ein billiges mineralisches Grundoel habe, dann macht sich der Zusatzpreis des Additivpakets ziemlich bemerkbar, und ich gehe eher sparsam damit um. Bei einem teuren synthetischen Grundoel (z.B. PAO) ist der Preisunterschied zwischen Grundoel und Additivpaket nicht so hoch, deswegen kann man da eher grosszuegig sein.
Andererseits brauchen synthetische Oele aber nicht so viele Additive, weil das synthtische Grundoel schon eher den Anforderungen entspricht als das mineralische. Das betrifft hauptsaechlich die Viskositaetsindex(VI)-Verbesserer. Mineralische Oele haben die Eigenschaft, bei hohen Temperaturen duenner zu werde, weswegen man ihnen VI-Verbesserer (Polyolefine, Polyisobutene, Polymere, Polyacrylate) zusetzt. Das sind diese “Knaeuel”, die sich bei steigender Temperatur “entknaeulen” und das Oel dicker machen. Bei synthetischen Oelen braucht man die nicht, weil man einfach eine Grundoel herstellt, dass bei steigender Temperatur nicht so viel duenner wird. Also kann man sich dieses Additiv sparen. Andere Additive braucht man natuerlich nach wie vor.
Ausserdem ist die Frage, was eigentlich als Additiv zu sehen ist. Mobil 1 zum Beispiel besteht aus einem Polyalphaolefin (PAO) Grundoel. PAO hat sehr viele gute Eigenschaften, aber auch zwei negative, naemlich erstens kann man keine Additive drin loesen und zweitens trocknet es Dichtungen aus. Also setzt man ein Ester-basiertes Oel zu. Das hat den Vorteil, dass es die Dichtungen aufquellen leasst (also dem austrocknenden Effekt des PAOs entgegenwirkt) und ausserdem loesen sich die Additive im Ester und der Ester wiederum im PAO, also kann man die Additive im PAO loesen. Von der Funktion ist der Ester also eher ein Additiv, aber vom Aufbau ist es halt ein Gruppe V-Oel, also ein Grundoel. Zaehlt man es also zu den Additiven oder nicht?

Ad 2) 10W-60 hat eine groessere Speizung (Differenz zwischen zweiter und erster Zahl) als 15W-50. Wenn es sich aber bei beiden Oelen um synthetische Oel handelt (z.B. Castrol RS 10W-60 und Mobil 1 15W-50), dann wird diese Spreizung durch Auswahl geeigneter temperaturstabiler Grundoele erreicht. Auf den Legierungsgrad (Anteil Additive) hat das also keinen Einfluss. Wollte man diese Spreizung mit mineralischen Grundoelen hinbekommen (was aufgrund der Scherstabilitaet nicht moeglich ist) muesste man beim 10W-60 zum 10er Grundeol wesentlich mehr VI-Verbesserer hinzugeben als zu dem 15er Grundoel des 15W-50. Dann koennte in der Tat davon ausgehen, das das 10W-60 mehr Additive hat.

Ad 3) Das Problem kommt bei synthetischen Oelen von den PAOs und Estern. Wie gesagt, die PAOs trocknen Dichtungen aus und die Ester lassen sie schwellen, so dass sich das Ganze kompensiert. Das funktioniert aber manchmal bei alten Dichtungsmaterialien nicht und sie trocknen aus. Ausserdem reinigen diese Ester auch Ablagerungen in Dichtungen, und wenn diese Ablagerungen entfernt sind, kann es sein, dass die Dichtung an dieser Stelle dann leckt.
Helfen da “teilsynthetische” Oele? Nicht unbedingt, denn teilsynthetische Oele sind schlicht und ergreifend mineralische Oele, denen synthetische Oele hinzumischt wurden. Wenn diese zugemischten Oele PAOs/Ester sind, hat man das gleiche Problem.
Eine andere Geschichte sind sog. Hydrocrack-Oele (Gruppe II und III), die manchmal als “HC-Synthese” verkauft werden. Die Vielzahl der hoeherwertigen Castrol Oel (aber nicht RS) sind HC-Oele. Diese haben, soweit mir bekannt, keine Dichtungsproblematik, weder durch austrocknende noch reinigende/loesende Wirkung.

Gruss
Uwe

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