Hi Knitterhorst,
nur wegen der Geldersparnis solltest Du keinen 30 Jahre alten 11er kaufen. Die Ersparnis ist allein durch den erhöhten Wartungsaufwand bei den alten Modellen schnell weg. Die unter dem Strich günstigste Art einen 911er zu fahren ist sicherlich der Kauf eines der ausgereiften Carrera-Modelle und diesen, falls er noch nicht hat, mit einem Kat nachzurüsten.
Ansonsten, wenn Du wirklich einen Oldie haben willst, solltest Du natürlich zu den "Chrommodellen" bis 1973 greifen. Die sehen im Gegensatz zum G-Modell, das ja optisch kaum vom 88er Carrera zu unterscheiden ist, auch echt klassisch aus. Mit am begehrtesten von den Oldie-911ern sind (jetzt mal RS asugenommen) die S-Modelle, und hier speziell der mit 2,4 Liter-Motor, weil dieser ab ca. August 71/Modell 72/E-Modell verbaute Motor natürlich der ausgereifteste ist. Um jetzt noch weiter einzuschränken: Ab ca. August 72/Modell 73/F-Modell gab es diverse optische Veränderungen, wie der Wegfall der Chrom-Hupenringe gegen schwarze sowie Blinkergläser ohne Chromrand. Klar man kann umrüsten, aber aus Klassikersicht geht es auch um Originalität und Chrom ist natürlich schöner, weswegen das 72er Modell hier aus diesem Grund begehrter ist. Das 72er Modell hat als einziges Modell außerdem den berühmten Öleinfüllstutzen im hinterne rechten Kotflügel.
Also unterm Strich wäre der 72er S von den klassischen 911ern die beste Wahl. Aber das wissen auch andere. Da ich den Markt etwas beobachte: Das ist derzeit auch das begehrteste Modell!! Hier sind die Preise ziemlich happig und für einen echten S als Targa musst Du für guten originalen Zustand schon 25.000€ hinblättern, für Spitzenzustand inzwischen schon deutlich mehr. Das größte Problem ist, überhaupt einen guten S als targa zu finden. Als Targa wurden nur halb so viele wie Coupes produziert und sie sind rostmäßig wesentlich anfälliger und teurer zu restaurieren, weswegen einfach weniger überlebt haben. Also vorsichtige Schätzung würde ich sagen, daß in D vielleicht noch 3-400 2,4S Targa unterwegs sind. Da gilt es die Augen offen zu halten.
OK, 2,4S als targa ist vielleicht auch ein extrem-Beispiel. Auch ein T oder E-Modell kann viel Spass machen, egal welches Baujahr. Und die Unterhalts- und Ersatzteil-Kosten sind geringer. Besonders als T findest Du sicher einen guten Targa. Die Preise sind auch noch einigermaßen akzeptabel.
Falls Du doch eher zum G-Modell tendierst, solltest Du überlegen, ob nicht wirklich ein 3,2-carrera das richtige ist. Klar die frühen G-Modelle bis 75 haben als Targa ja noch oft den silbernen Bügel und noch oft die Fuchsfelgen mit silbernem Stern, was optisch in Verbindung zusammen schon gut kommt. Preislich liegen sie deutlich unter den E-F-Modellen, und sind dadurch auch sehr interessant. Dies gilt aber nur, wenn es sich nicht zufällig um einen Carrera mit 210 PS handelt. So einer ist natürlich oberaffengeil aber vermutlich rarer als ein Carrera RS und dementsprechend teuer (natürlich nicht so teuer wie ein echter RS). Übrigens als Targa schon ab Modell 74 mit schwarzem Bügel ausgeliefert. Findest Du also irgendwo einen 74' oder 75' Carrera-Targa mit silbernem Bügel ist irgendwas nicht original, im besten Fall nur die Farbe des Bügels. Der 75er carrera wurde 76 durch den 3,0 Carrera mit 200 PS ersetzt, der ja als Vorläufer der SC gilt. Die schwächeren 2,7-Liter Motoren sind sicher auch eine Option, besonders weil anschaffungs-preislich sicher die derzeit günstigste Variante, einen 911er zu fahren. Sie gelten aber als die unzuverlässigsten Motoren der 911er, ob das stimmt, keine Ahnung. Irgendwie kommt es häufiger zu Abrissen der Stehbolzen, oder so. Mir scheint es, daß "unzuverlässig" hier nur im Vergleich mit den späteren 3,0 und 3,2-L-Motoren genannt wird. Jeder Alfa-Fahrer hätte sich über so einen zuverlässigen Motor gefreut.
Und egal wie Du Dich entscheidest:
Nie sofort zuschlagen, vor einer Kaufentscheidung immer eine Nacht darüber schlafen. Und unbedingt das Auto von einem Fachmann begutachten lassen. Ist wichtig, sonst kann der Traum schnell zum Alptraum werden.
Grüße
Winnie
|